• Veröffentlichungsdatum : 31.01.2019
  • – Letztes Update : 05.02.2019

  • 3 Min -
  • 674 Wörter
  • - 1 Bilder

Repräsentant und Leitfigur

Othmar Wohlkönig

Das Österreichische Bundesheer (ÖBH) beteiligt sich seit dem Jahr 1964 am internationalen Krisenmanagement und kooperiert auf allen Führungsebenen mit anderen Armeen. Im Bereich der Unteroffiziere ist zu erkennen, dass von den 29 NATO-Mitgliedsstaaten bereits 21 die Funktion des Kommandounteroffiziers (KdoUO) bis auf Ebene des Generalstabschefs implementiert haben. Bemerkenswert ist, dass auch die Partnership for Peace-Mitglieder diese Funktionen mittlerweile sowohl auf der taktischen als auch auf der operativen Führungsebene installiert haben.

Es gibt jedoch nur wenige Armeen in denen der KdoUO eine lange Tradition hat. Eine davon sind die US-Streitkräfte, in denen es diese Funktion bereits seit dem 18. Jahrhundert gibt. In vielen europäischen Ländern wurde der KdoUO erst mit der NATO-Mitgliedschaft installiert; ist heute jedoch „State of the Art“.

Generalleutnant Mag. Günter Höfler, der ehemalige Kommandant der Streitkräfte, beobachtete diese Entwicklung und erkannte deren Mehrwert. Er initiierte die schrittweise Implementierung der KdoUO im ÖBH, die im Jahr 2001 begann, bis heute andauert und deren positiver Abschluss in greifbare Nähe gerückt ist.

Seit dem Jahr 2006 gibt es regelmäßige Arbeitstreffen der KdoUO des ÖBH. Das Ziel dieser Treffen ist es, die Anliegen des Kaderpersonals zu formulieren und „nach oben“ zu tragen. Damit wurde ein Netzwerk aufgebaut, das sich von der operativen bis zur taktischen Führungsebene erstreckt. Darin pflegen die KdoUO einen Meinungs- und Erfahrungsaustausch und stimmen sich miteinander ab.

Wie in anderen Armeen auch, ist der KdoUO im ÖBH ein unmittelbarer Mitarbeiter und Berater des Kommandanten. In der Schweiz wird er deshalb sogar als „Führungsgehilfe“ bezeichnet. Das Schwergewicht seiner Tätigkeit liegt in allen Bereichen, die für das Unteroffizierskorps relevant sind. Dazu hält er engen Kontakt zum Kaderpersonal, aber auch zu den Akademien, Schulen und Dienststellen, in denen Kaderanwärter aus- und Unteroffiziere weitergebildet werden. Dieser Kontakt ist die Grundlage, um die Bedürfnisse und Anliegen der Unteroffiziere mit jener der Truppe und der militärischen Bildungseinrichtungen in Einklang zu bringen.

Zusätzlich beobachtet der KdoUO die Ausbildung, wenn er seinen Kommandanten bei der Dienstaufsicht begleitet. Dabei liegt sein Schwergewicht auf dem Führungsverhalten, der Ausbildungsmethodik sowie auf Disziplin und Ordnung. Als enger Mitarbeiter seines Kommandanten überwacht der KdoUO die Umsetzung seiner Befehle durch den Kontakt mit der Truppe, wodurch er deren Auftragserfüllung unterstützt. Durch diese Kontakte erhält der Kommandanten eine Rückmeldung vom Stimmungsbild in der Truppe, und verfügt damit über ein zusätzliches Führungswerkzeug.

Mit dem Beginn der „Kaderanwärterausbildung NEU“ fällt dem KdoUO eine weitere Aufgabe zu: Die Begleitung und Betreuung der Kaderanwärter auf ihrem Weg zum Unteroffizier. Dabei werden den jungen Kameraden einerseits mit den „Berufs- und Standespflichten“ jene Werte und Pflichten vermittelt, die ein Unteroffizier benötigt. Andererseits sollen die angehenden Unteroffiziere im persönlichen Gespräch mit „ihrem KdoUO“ auf ihren Dienst, mit dessen Besonderheiten und Herausforderungen, eingestimmt werden.

Anhand dieser auszugsweisen Darstellung zeigt sich, welchen Nutzen die Funktion des KdoUO für das ÖBH mit sich bringt. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass er einen Aufgabenbereich abdeckt, der nicht mit der Personalvertretung in Berührung kommt oder gar eine Konkurrenz zu dieser ist. Im Gegenteil: Der KdoUO ist ein direkter Mitarbeiter und Berater des Kommandanten und ein Dreh- und Angelpunkt zur Truppe und anderen Institutionen.

Der ehemalige Chef des Generalstabes, General Mag. Othmar Commenda, hat 2017 angeordnet, einen KdoUO im Generalstab einzusetzen. Als KdoUO der Landstreitkräfte erhielt ich die Möglichkeit diese Aufgabe wahrzunehmen. Unter anderem hatte ich dabei den Auftrag, eine Struktur für die Kommandounteroffiziere des Bundesheeres zu konzipieren und aufzubauen. Die Verwendung in dieser Position an der Seite des Generalstabschefs war eine unbezahlbare Erweiterung meines militärischen Horizonts und ein Erfahrungsgewinn. Zusätzlich hatte ich dadurch die Möglichkeit aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen im Unteroffiziersbereich direkt an den Generalstabschef heranzutragen. Auch wenn meine Verwendung im Generalstab befristet war, konnte ich nachhaltige Netzwerke knüpfen und „Türen öffnen“, die allen Unteroffizieren zu Gute kommen werden.

Neue Entwicklungen und Herausforderungen verlangen neue Wege und Ideen. Das gilt auch für die Menschenführung. Die systemische Implementierung des KdoUO ist ein neuer Weg, um sowohl den Kameraden als auch dem Kommandanten eine „Leitfigur“ zur Seite zu stellen, die als Vorbild, Meinungsträger und Meinungsbildner einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des ÖBH leistet.

Vizeleutnant Othmar Wohlkönig ist KdoUO der Landstreitkräfte.

 

Ihre Meinung

Meinungen (0)