• – Letztes Update : 15.03.2016

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"Netzwerk 2014"

Claus Triebenbacher

Die Soldaten des Jägerbataillons Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" übten vom 6. bis 14. November 2014 im Raum Wien. Das Thema war der "Schutz kritischer Infrastruktur" in Form eines sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatzes - eine der künftigen Kernaufgaben der Miliz.

Eine Bedrohung der Energieversorgung sowie der Energieressourcen war die Ausgangslage der Übung. Ein Szenario, das in der heutigen Zeit schnell zur Realität werden kann.

Bei der Realisierung ihres Übungsvorhabens wurde das Bataillon von der Wiener Polizei, Instruktoren und Rekruten der Garde sowie der Stadt Wien unterstützt. Unternehmen wie Siemens, DDSG Blue Danube Schifffahrt GmbH, oder der Wiener Hafen waren als Partner beteiligt. Als Name für die Übung wurde "Netzwerk 2014" gewählt - er soll das Zusammenspiel aller Beteiligten widerspiegeln.

Vorbereitung

Bereits während der Planung der Übung war absehbar, dass sich die Ausbildungsphase herausfordernd gestalten wird. So mussten die Milizsoldaten unter anderem in den gesetzlichen Rahmenbedingungen des Sicherheitspolizei- sowie des Waffengebrauchsgesetzes geschult werden. Dies machte einen straffen Ausbildungsplan für die Soldaten notwendig.

Ein Großteil des Bataillonsstabes begann bereits vor der Vorstaffelung damit, den Gefechtsstand zu errichten. Dieser befand sich im neu renovierten Lagezentrum der Garde in der Maria Theresien-Kaserne.

Am Donnerstag, dem 6. November rückten die ersten Soldaten ein, und die theoretische Ausbildung der Schlüsselfunktionen begann. Kadersoldaten der Garde sowie Exekutivbeamte der Wiener Polizei unterstützten das praktische Training. Die Schwerpunkte lagen bei Fahrzeug- und Personenkontrollen, dem Anlegen von Schließmitteln und dem Trainieren von Einsatztechniken. Am 9. November verlegte der Bataillonsstab seinen Gefechtsstand in die Magdeburg-Kaserne in Klosterneuburg.

Übungsbeginn

Am Montag rückten die restlichen 300 Soldaten ein, und die Kompanien verlegten zu ihren zugewiesenen Schutzobjekten. Dort führten sie die Ablöse der bereits vorgestaffelt eingesetzten Gardesoldaten durch und bildeten die neu hinzugekommenen Teile aus.

Der Grundauftrag jeder Kompanie war es, die von der Landespolizeidirektion Wien verhängten Platzverbote zu kennzeichnen, zu überwachen und deren Einhaltung durchzusetzen. Die Bewachung der Schutzobjekte stand dabei im Vordergrund. Der Einlagenkatalog der Übungsleitung enthielt rund 50 Punkte. Er reichtevon der Darstellung harmloser Spaziergänger bis zu Personen, die Objekte ausspähten, Sprengladungen anbrachten oder demonstrierten.

Während der Übung konnten weitere Fähigkeiten erarbeitet werden. Thematisiert wurde beispielsweise das Annähern, Betreten und Durchsuchen von Schiffen. Der Einsatz als rasch verfügbare Reserve wurde ebenso trainiert wie die gemeinsame Fahrzeugkontrolle mit EOD-Teams (Kampfmittelbeseitigung) und Sprengstoff-Suchhunden. Die Zusammenarbeit mit den "Melker Pionieren", den Hundeführern der Militärstreife sowie den Kampfmittelbeseitigern des Pionierbataillons 1 aus Villach funktionierte professionell.

Zahlen, Daten, Fakten

  • Die Gesamtstärke der eingesetzten Kräfte betrug 797 Personen, davon kamen 609 Soldaten aus der Miliz.
  • Die am höchsten gelegene Position hatten vier Kameraden des Fernmeldezuges, die in 220 m Höhe, auf dem Dach des Donau City-Towers eine Funkrelaisstation installierten und betrieben. Auf diesem Weg wurde erstmals die Funkverbindung in einem Ballungsgebiet mittels des CONRAD-Systems über eine Distanz von 30 km hergestellt. Eine permanente Funkverbindung zwischen dem Bataillonskommando­ und den Kompanien war somit gewährleistet.
  • Der Sanitäts-Zug hatte in den fünf Übungstagen rund 150 Personen zu versorgen, wobei es sich hauptsächlich um Verkühlungen und grippale Infekte handelte.
  • Die Distanzen zwischen den Schutzobjekten sorgten dafür, dass der Bataillonskommandant bei seiner Führungstätigkeit und Dienstaufsicht rund 800 km in drei Tagen zurücklegte.
  • Der Fuhrpark des gesamten Verbandes betrug 48 Fahrzeuge - eine Minimalgröße für das Bataillon, selbst in einem stationären Einsatz. Für die Bestreifung der Donauinsel wurden zusätzlich acht Dienstfahrräder verwendet.
  • Die "Hoch- und Deutschmeister" errichteten erstmals Zeltstädte auf Beton mit Feldbetten und Heizkanonen. Dabei wurden Unterkünfte für rund 700 Personen geschaffen.
  • Die Öffentlichkeitsarbeit des Bataillons versorgte die Homepage und den Facebookauftritt des ÖBH täglich mit aktuellen Berichten. Zusätzlich wurdeein tagesaktuelles, doppelseitiges Informationsblatt für die Milizsoldaten hergestellt.
  • Mit der leerstehenden Magdeburg-Kaserne in Klosterneuburg hatte das Bataillon erstmals eine ganze Kaserne übernommen. Somit war der Bataillonskommandant für fünf Tage gleichzeitig Kasernenkommandant.
  • Das Zusammenwirken mit dem Übersetz-Zug der "Melker Pioniere" und ihren Booten war für beide Seiten ein erstmaliger Erfahrungsgewinn. Hier konnte beispielsweise das Verhalten der Militärstreifen-Diensthunde während eines Bootstransportes getestet werden.

Noch während der Übung sammelte man zahlreiche Ideen für das nächste Milizmanöver des Verbandes - die Soldaten des Bataillons freuen sich auf die "Netzwerk 2016"!

Übung Netzwerk


Oberleutnant Claus Triebenbacher ist Offizier für Öffentlichkeitsarbeit beim Jägerbataillon Wien 1.

 

Ihre Meinung

Meinungen (1)

  • Kauf Michael // 12.04.2016, 12:03 Uhr Grundsätzlich halte ich solche Übungen für sehr notwendig, wenn man die Sicherheitslage der Zukunft betrachtet. Österreich ist keine Insel der in Ruhe gelassenen mehr.
    Allerdings bezweifle ich, dass sich die Miliz bei den derzeit vorgesehenen Übungstagen, den Auszeiten dazwischen, der körperlichen Verfassung mit zunehmendem Alter, sowie der vorhandenen Technik, mit dem Aggressionspotential von Terroristen, geschweige denn von Speznas u. ä. messen kann. Für viele Fälle sollte es aber reichen und es gilt, alles ist besser als bisher!
    Michael Kauf, OltdRes