• Veröffentlichungsdatum : 24.04.2018
  • – Letztes Update : 27.04.2018

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  • 1038 Wörter

Kabellos verbunden

Kommando Führungsunterstützung und Cyber Defence

Das mobile Internet hat in den vergangenen Jahren in allen Bereichen des Lebens Einzug gehalten und ist aus dem Alltag der Rekruten nicht mehr wegzudenken. Die Bundesheerreformkommission forderte daher eine mobile Internetanbindung auf WLAN-Basis in militärischen Liegenschaften. Auf dem Truppenübungsplatz Seetaler Alpe wurde als Sofortmaßnahme eine lokale WLAN-Infrastruktur hergestellt. Jetzt beginnt der Rollout für über 50 Liegenschaften des Österreichischen Bundesheeres.

Die Abkürzung WLAN steht für „Wire- less Local Area Network“. Grob übersetzt bedeutet das „kabelloses, lokales Netzwerk“. Per WLAN können Endgeräte wie Laptops oder Smartphones ohne Kabel mit dem Internet verbunden werden. Ziel der Umsetzung der WLAN-Internetanbindung in Kasernen und auf Truppenübungsplätzen ist es, dort eine Infrastruktur zur Internetnutzung zur Verfügung zu stellen, wo zivile Mobilfunkprovider keine brauchbaren Bandbreiten bzw. Signalstärken zur mobilen Internetnutzung auf privaten Surfsticks, Smartphones oder LTE-Routern bereitstellen können.

Die Aufbereitung der notwendigen Daten, etwa Kasernenbelegungspläne durch Rekruten, die Anzahl der Rekruten auf Truppenübungsplätzen und die Mobilfunkversorgung in Kasernen, hat bereits im Jahr 2015 begonnen und wurde durch die zuständigen Kommanden durchgeführt. Diese Datensammlung wurde nach einer technischen Aufbereitung für die Planung des Projektes herangezogen. Durch die Fachabteilungen im Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV) wurden frühzeitig Gespräche mit anderen Einrichtungen geführt, die bereits eine ähnliche WLAN-Infrastruktur geplant und errichtet haben.

Herausforderung

Eine besondere Herausforderung im Projekt war die Internetanbindung der einzelnen Kasernen und Übungsplätze für die WLAN-Versorgung in den jeweiligen Objekten bzw. Unterkunftsbereichen. Aus historischen Gründen sind viele militärische Immobilien nur mit Kupferkabeln an die örtlichen Telekommunikationsknotenpunkte der Providerinfrastruktur angebunden. Auch die vielzitierte „Breitbandmilliarde“ konnte bis dato wenig dazu beitragen, die Internetanbindung für militärische Liegenschaften in den Bundesländern zu verbessern. Somit ist der „Flaschenhals“ für die Internetverbindung die lokale Anbindung an das Internet. 

Realisierung

Im Juli 2017 wurde A1 Telekom Austria mit der Errichtung des „selektiven WLAN“ (selWLAN) für Rekruten beauftragt. Das technische Lösungskonzept besteht aus zwei Teilen: Einerseits den zentralen Einheiten zur Steuerung und Administration aller WLAN-Komponenten, wie WLAN-Kontroller, Zugangsportal oder SMS-Steuerung, andererseits aus den verteilten WLAN-Installationen in den militärischen Liegenschaften, wie WLAN-Accesspoints und -Verteilern. Die WLAN-Accesspoints werden vom Hersteller Aruba Hewlett-Packard Enterprise inklusive der Steuerungselemente geliefert. Sie unterstützen die üblichen WLAN-Standards IEEE 802.11b/g/n/ac im 2.4 und 5 GHz-Frequenzspektrum.

Ausbau

Der Ausbau der WLAN-Infrastruktur wurde in zwei Phasen unterteilt. In der Phase 1 wurden alle zentralen Elemente für den Betrieb des WLAN konfiguriert und eingebaut. Um alle geforderten Funktionalitäten für den Betrieb testen zu können, wurde ebenfalls in der Phase 1 der Pilotstandort Jansa-Kaserne in Grossmittel mit der entsprechenden WLAN-Infrastruktur ausgebaut. Im Bereich des Panzergrenadierbataillons 35 wurden mehr als 20 Aruba-Accesspoints mit einer 16 Megabit symmetrischen Internet-Anbindung errichtet. Diese Phase wurde, beginnend mit Mitte Jänner 2018, über mehrere Wochen genutzt, um alle erforderlichen Parameter und Konfigurationen zum Betreiben der WLAN-Infrastruktur zu optimieren und anschließend in der Phase 2 alle verbleibenden Lokationen rasch mit WLAN ausstatten zu können. Der Abschluss des Projektes „selWLAN“ für Rekruten ist für das Ende des zweiten Quartals 2018 geplant.

Nutzung

Die nachstehenden Punkte sind für die Nutzung des „selWLAN“ für Rekruten erforderlich:

  • Das WLAN ist unter der Service Set Identifier (SSID) „BMLVwlan“ zu finden.
  • Die WLAN-Einstellungen müssen durch den Nutzer auf dem Endgerät konfiguriert werden. - Beim Verbinden mit dieser SSID wird automatisch eine Internetseite, auch „Captive Portal“ bezeichnet, angezeigt, die zur Eingabe der Mobilfunkrufnummer auffordert. Auf dieser Internetseite stehen weitere Informationen zur Nutzung des WLAN bereit.
  • Abschließend müssen die Nutzungsbestimmungen mit der Eingabe des Zugangscodes bestätigt werden.
  • Nutzen können den Service nicht nur Rekruten, sondern alle Bediensteten und Angehörigen des BMLV. 

Zugang

Der Zugangscode, auch als PIN-Code bezeichnet, wird nach Eingabe der Mobilfunkrufnummer innerhalb weniger Sekunden per SMS von der Rufnummer +43 664 66 00 06 05 gesendet. Ohne Eingabe des PIN-Codes können die Internetseiten des Bundesheeres unter bundesheer.at

bzw. karriere.bundesheer.at trotzdem aufgerufen werden. Die Nutzungsbestimmungen müssen dabei akzeptiert werden.

Gültigkeit

Mit einer Registrierung mittels Mobilrufnummer im WLAN können maximal drei Endgeräte gleichzeitig genutzt werden. Der PIN-Code hat eine Gültigkeit von sieben Tagen ab dem Zeitpunkt der Registrierung und ist in allen militärischen Liegenschaften mit der SSID „BMLVwlan“ gültig. Mit der Anmeldung mittels PIN-Code wird automatisch die Seite www.bundesheer.at aufgerufen („Landing Page“). Danach können alle Internetseiten und Services gemäß den Nutzungsrichtlinien verwendet werden.

Bandbreite

Um allen WLAN-Nutzern eine akzeptable Internetnutzung zu garantieren, wird die Bandbreite je Endgerät auf ein Megabit pro Sekunde je Up- und Download zugeteilt. Zum Schutz der Nutzer und der WLAN-Infrastruktur sind Firewall-Elemente und Sicherungsmaßnahmen in den zentralen Komponenten und in der lokalen Infrastruktur integriert. Eine Inhaltsprüfung der aufgerufenen Inhalte auf Viren, Trojaner oder ähnliche Malware wird nicht durchgeführt und liegt im Verantwortungsbereich des Nutzers. Trotzdem werden Internetinhalte, die den gültigen Rechtsgrundlagen widersprechen, blockiert.

Zum Schutz der Endgeräte und Nutzer wird eine Verbindung von WLAN-fähigen Endgeräten untereinander nicht unterstützt (Client Isolation). Wesentlich für die Nutzung des WLAN ist, dass die Endgeräte das Captive Portal, inklusive Rufnummer und PIN-Eingabe, bestätigen können. Ohne diese Bestätigung kann das angebotene WLAN nicht genutzt werden. Betroffen von dieser Einschränkung sind beispielsweise WLAN-Drucker, Spielkonsolen oder TV-Endgeräte.

Servicedesk

Ein Service- bzw. Helpdesk soll die Nutzer unterstützen und wird durch A1 Telekom Austria gewährleistet. Diese Hilfestellung kann wochentags in der Zeit von 0800 Uhr bis 1600 Uhr unter der Rufnummer 0800 664 420 kostenfrei in Anspruch genommen werden. Außerhalb dieser Servicezeiten kann eine Fehlermeldung mittels E-Mail an selwlansymbola1telekompunktat gesendet werden. Der Servicedesk ist ausschließlich bei Problemen mit dem WLAN behilflich - also etwa, wenn das Captive Portal nicht verfügbar ist oder kein PIN per SMS zugesendet wurde. Eine mögliche Lösung für verschiedene Probleme wird auch über das Captive Portal unter den „FAQ“ (Frequently Asked Questions) angeboten. Eine Unterstützung bei Störungen an den Endgeräten kann aufgrund der Vielzahl an möglichen Hardware-Plattformen und daraus resultierender Fehlerbilder nicht erfolgen.

Bei Ausfall von Accesspoints oder der lokalen Internetanbindung wird diese innerhalb kürzester Zeit ausgetauscht bzw. der Service wieder zur Verfügung gestellt. Diese Aufgabe wird ebenso durch den Servicedesk bei A1 Telekom Austria wahrgenommen. Mit der Realisierung des „selWLAN“ für Rekruten wurden die Vorgaben zur Attraktivierung des Grundwehrdienstes und der vielfache Wunsch der österreichischen Soldaten erfüllt. Bedingt durch die schwierigen Rahmenbedingungen (Stichwort: Internetanbindung) ist es notwendig, laufend Anpassungen bzw. Änderungen im Bereich der Infrastruktur zur Nutzung des WLAN vorzunehmen.

Das „selWLAN“ für Rekruten ist ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zu einer Modernisierung und Digitalisierung des Österreichischen Bundesheeres und somit ein weiterer Schritt in die digitale und vernetzte Zukunft.

Kommando Führungsunterstützung & Cyber Defence

 

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