• Veröffentlichungsdatum : 21.03.2016

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"Freier Himmel - Freies Land"

Andreas Zitz, Stefan Auer, Gottfried Nöhrer

Das Überwachungsgeschwader (ÜbwGschw) ist die aktive Komponente der österreichischen Luftraum­überwachung. Es ist der fliegerische Eliteverband des Bundesheeres und mit Masse am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg und Teilen am Fliegerhorst Vogler in Hörsching bei Linz stationiert.

Das Überwachungsgeschwader ist das Team von hoch ausgebildeten Spezialisten, das als fliegerisches Element der Luftraumüberwachung die Souveränität im österreichischen Luftraum über 365 Tage im Jahr sicherstellt und für luftpolizeiliche Aufgaben bereitsteht, um unerlaubt eindringende Flugzeuge zu identifizieren, abzudrängen oder zur Landung zu zwingen und die Souveränität der österreichischen Lufthoheit wiederherzustellen. Es sichert mit seinen Einheiten die personelle und materielle Einsatzbereitschaft und somit die aktive Komponente der Luftraumüberwachung bzw. Luftraumsicherung im Verwendungsspektrum.

Die Düsengrund- und -fortgeschrittenenausbildung sowie die Fort- und Weiterbildung zur Erlangung bzw. zum Erhalt der Feldverwendungsfähigkeit der Einsatzmilitärpiloten werden mit den drei Einsatzstaffeln, der Luftfahrzeug-Technik sowie dem Ausbildungs- und Simulationszentrum sichergestellt. Der Betrieb auf dem Militärflugplatz Zeltweg wird durch die Stabskompanie und die Militärflugleitung gewährleistet, die Durchführung von Wach- und Sicherungsaufträgen sowie die Grundwehrdienerausbildung durch die Wach-, Sicherungs- und Ausbildungskompanie sichergestellt. Die Militär-Luftfahrttechnischen/Logistischen Dienste (MLLD) ermöglichen den Betrieb der Saab 105OE und des Full Mission Simulators „Eurofighter“ sowie der dazugehörigen computerunterstützten Ausbildungsmittel.

Als Meilensteine in der Geschichte des ÜbwGschw können die Aufstellung des Verbandes im Jahr 1976, der Beginn des Überschallzeitalters mit Aufnahme des Flugbetriebes mit der Saab S35 „Draken“ im Jahr 1988, der Einsatz an der Südgrenze während der Jugoslawien-Krise 1991, der Beginn des Flugbetriebes mit dem Eurofighter im Jahr 2007 und die Eingliederung der Düsentrainerstaffel (Tigerstaffel) als „full member“ in die NATO „Tiger“ Association im Jahr 2013 bezeichnet werden.

Zur Sicherstellung der Souveränität des österreichischen Luftraumes bedarf es einer ständigen Einsatzbereitschaft. Um diese Einsatzbereitschaft das gesamte Jahr über sicherstellen zu können, sind folgende Maßnahmen unbedingt erforderlich:

  • Ständige Einsatzvorbereitungsflüge der Militärpiloten zur Standardisierung von Abläufen und zum Erhalt der Befähigung;
  • Durchführung von realistischen Einsatzszenarien wie identification missions, diplomatic clearance checks, escorting, und slow mover protection;
  • Durchführung von Nachtflügen zum Erhalt der Nachtflugbefähigung;
  • Überschalltrainings, um das Fliegen mit hohen Geschwindigkeiten und die
  • Zusammenarbeit zwischen den Militärpiloten, den Radarleitoffizieren und der zivilen Flugsicherung zu trainieren;
  • Erfahrungsaustausch und gemeinsames Training mit anderen Nationen.

Luftraumsicherungs­operationen

Alle Großveranstaltungen müssen nicht nur auf dem Boden, sondern auch in der Luft gegen alle realistischen Bedrohungen abgesichert werden. Da­raus folgt, dass Großveranstaltungen und Besuche von hohen Staatsgästen nur dann durchgeführt werden können, wenn für einen Veranstaltungsort über eine gewisse Zeitspanne eine effektive Luftraumsicherung gewährleistet werden kann. Die Terroranschläge am ­11. September 2001 (9/11) in New York haben die Auswirkungen einer solchen Bedrohung aufgezeigt. Mit den Geschehnissen von 9/11 setzte im militärischen und zivilen Bewusstsein ein Umdenken bezüglich der Sicherheitsinteressen ein. Nach diesem unkonventionellen Angriff wurde die neue Bedrohung von Luftfahrzeugen als terroristische Waffe (Bezeichnung als Renegade) mit hoher Öffentlichkeitswirksamkeit erkannt und rückte somit auch in den Bereich des Mach- und Denkbaren. Erhebliches Interesse erzielen in Österreich in den Medien Besuche wichtiger Persönlichkeiten (z. B. Staatsoberhäupter, der Papst, hohe Funktionsträger etc.). Diese stellen ebenfalls potenzielle Ziele für terroristisch motivierte Anschläge aus der Luft dar.

Um den Veranstaltungsort vor unbefugtem Einfliegen von Luftfahrzeugen zu schützen, werden Flugverbots- und/oder Flugbeschränkungsgebiete festgelegt. Zur Überwachung dieser verfügten Restriktionen werden sowohl das passive Element der Radarüberwachung als auch eine aktive fliegerische Komponente benötigt. Über die notwendigen Einsatzmittel verfügen in Österreich nur die Luftstreitkräfte des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH). Der koordinierte Einsatz dieser aktiven und passiven Mittel zum Schutz solcher Veranstaltungen erfolgt in Luftraumsicherungsoperationen (LRSiOp).

Luftraumsicherungsoperation „Dädalus“ 2014

Eine derartige Operation findet u. a. während des jährlichen „World Economic Forums“ (WEF) in Davos in der Schweiz statt. Dabei treffen sich hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, darunter viele Staats- und Regierungschefs und beraten über aktuelle globale Fragen zur Wirtschafts-, Gesundheits- und Umweltpolitik. Zur Absicherung dieser Veranstaltung führte die Schweiz Luftraumsicherungsoperationen durch. Nachdem Davos nahe der österreichischen Grenze liegt, erging seitens der Schweiz an Österreich das Ersuchen, die Absicherung im österreichischen Hoheitsgebiet durchzuführen. Im ÖBH werden diese Luftraumsicherungsoperationen seit 2008 mit dem Namen „Dä­dalus“ (davor „Ikarus“) durchgeführt.

Als mögliche Bedrohungen aus der Luft werden vor allem unachtsame, nicht ausreichend informierte Piloten sowie Aktivisten, die medienwirksam provozieren wollen, angenommen. Aber auch Anschläge von Terroristen können nicht ausgeschlossen werden. Zur Absicherung der Treffen wurde ein Flugbeschränkungsgebiet im Ausmaß von 25 nautischen Meilen (etwa 46 km) um Davos eingerichtet und entsprechend der allgemeinen Luftfahrtregeln verlautbart. Diese Kernzone reichte von der Erdoberfläche bis in Flight Level 205 (das sind 20 500 Fuß bzw. ca. 6 250 m). Zusätzlich zu diesem zylinderförmigen Luftraum wurden noch weitere Lufträume eingerichtet, die in der Nutzung ebenfalls Einschränkungen aufwiesen. Da Davos nur etwa 15 Kilometer von Vorarlberg entfernt liegt, wurde Österreich ersucht, den in unserem Staatsgebiet liegenden Bereich ebenfalls durch ein „Zeitweiliges Flugbeschränkungsgebiet“ (Temporary Restricted Area - TRA) abzusichern. Diesem Ersuchen wurde entsprochen und zur Durchsetzung des Flugbeschränkungsgebietes eine Luftraumsicherungsoperation angeordnet.

Um alle Geschwindigkeitsbereiche etwaiger einfliegender Luftfahrzeuge (von Klein- und Sportflugzeugen, Hubschraubern bis hin zu schnell fliegenden Jets) abzudecken, wurde der Einsatz von OH-58 „Kiowa“, PC-7 „Turbo Trainer“, Saab 105OE und Eurofighter befohlen. Dem Radarbataillon (RadB) oblag es, mit den bodengestützten Sensoren des Systems „Goldhaube“ und durch den Einsatz zusätzlicher Radargeräte (Tieffliegererfassungsradar, „Skyguard“ und mobiles Mittelbereichsradar) eine möglichst genaue Luftlage zu erhalten, um durch Bereithalten von fliegerischen Einsatzmitteln auf etwaige Bedrohungen reagieren zu können. Während die truppendienstliche Führung über den jeweils eingesetzten Verband sichergestellt wurde, erfolgte die taktische Führung der fliegerischen Einsatzmittel durch die Einsatzzentrale/Luft, das Air Operations Center (AOC). Diese Trennung erfolgt nach dem Prinzip der zentralen Führung und dezentralen Durchführung durch Luftkriegsmittel. Das AOC plant, dass in den für die Veranstaltung wesentlichen Zeiträumen Luftfahrzeuge für alle Geschwindigkeitsbereiche rasch einsetzbar sind.

Neben einer sofort abrufbaren Einsatzrotte wurden die Luftfahrzeuge in den dem Flugbeschränkungsgebiet nahe liegenden Lufträumen als Combat Air Patrol (CAP) bereitgehalten. Diese Lufträume wurden vorab in der Airspace Coordination Order (ACO) durch das Streitkräfteführungskommando/Teilstab Luft festgelegt. Aus diesen Lufträumen werden die Flugzeuge vom Radarleitdienst der Luftraumüberwachungszentrale im Falle des unbefugten Eindringens in die Temporary Restricted Area zumeist mit dem Erstauftrag „identifizieren“ auf das Ziel angesetzt.

Neben der Dokumentation der Luftraumverletzung wird der Pilot des unbefugt eingedrungenen Luftfahrzeuges aufgefordert, die internationale Notfrequenz (121,5 MHz) zu kontaktieren. Dazu ist bei den Saab 105OE auf den Kanonenbehältern und bei der PC-7 an der Cockpitscheibe der Hinweis „Call 121,5“ angebracht. Folgt der Pilot dieser Aufforderung, erhält er über die Notfrequenz den Auftrag, die Temporary Restricted Area zu verlassen. Verbleibt der Pilot jedoch weiterhin auf seinem Flugweg könnte der weitere Auftrag ein „Wegführen“ oder die Durchführung eines „Landezwanges“ bedeuten.

Bei einem „Landezwang“ wird das abgefangene Luftfahrzeug auf einen vorher bereits festgelegten Flugplatz geleitet, dort zur Landung aufgefordert und durch die auf dem Boden bereitgehaltenen Kräfte übernommen. Während der LRSiOp „Dädalus“ 2014 wurden einige unbefugt eingedrungene Flugzeuge abgefangen und aus dem Flugbeschränkungsgebiet „weggeführt“.

NATO „Tiger Meet“ 2014

Die Düsentrainerstaffel, seit 2013 „full member“ in der NATO Tiger Association, nahm heuer beim NATO „Tiger Meet“ 2014 in Schleswig (Deutschland) beim taktischen Luftwaffengeschwa­­der 51 (TaktLwG51) „Immelmann“ teil. Seit Anfang der 1960er-Jahre treffen sich fliegerische Staffeln der NATO, um gegenseitig Erfahrungen auszutauschen und die Verbundenheit untereinander zu stärken. Was 1961 als ein lockeres Wochenende begann, ist mittlerweile zu einer der größten fliegerischen Übungen in Europa herangewachsen. Seit damals treffen sich die „Tiger“-Staffeln beinahe jedes Jahr an unterschiedlichen Orten Europas, um die Interoperabilität und gemeinsame taktische Verfahren zu üben. Gerade in Zeiten von Data-Link und mit Technik vollgepackten Hochleistungskampfflugzeugen sind dies entscheidende Vorteile.

Schwerpunkt der Übung ist der Kampf im Verbund, der in Composite Air Operations (COMAO) durchgeführt wird. Dabei üben gleichzeitig bis zu 50 Luftfahrzeuge. Der Luftkampf selbst findet weit außerhalb des Sichtbereiches statt. Die Information über die Position der Eigenen und des Gegners erhalten die Luftfahrzeugbesatzungen sowohl vom Bordradar als auch von einem Airborne Warning and Control System (AWACS) über Link16 (von engl. Link für Verbindung, bezeichnet einen taktischen Datenlink der NATO). Die taktische Planung einer solchen COMAO obliegt dabei einem einzelnen Militärpiloten, was definitiv zu einem der Höhepunkte einer fliegerischen Karriere zählt. Sowohl die COMAO als auch die Koordinierung der Start- und Landezeiten sind mit hohem Planungsaufwand verbunden. Als zusätzliche Unterstützung steht ein Tankflugzeug zur Verfügung, das die Flug- bzw. Einsatzdauer wesentlich erhöht.

Die österreichischen Luftstreitkräfte beteiligen sich seit 2005 an den „Tiger Meets“. Zunächst wurden Beobachter entsendet, und seit 2011 nimmt die Düsentrainerstaffel des Überwachungsgeschwaders aktiv mit Saab 105OE teil. Der Fokus der Staffel liegt im Wissensaustausch mit anderen Staffeln. Die gewonnen Erfahrungen fließen dabei direkt in die Jet-Ausbildung in Österreich ein. Denn eine der Hauptaufgaben der DüTrainSta ist neben der Durchführung der LRÜ-Einsatzbereitschaft die optimale Vorbereitung der Flugschüler auf den „Eurofighter“.

Neben den fliegerisch wertvollen Inhalten können die Luftstreitkräfte komplexe Aufgaben, wie die Verlegung auf einen fremden Flugplatz üben. Weiters wurden in den vergangen Jahren Radarleitoffiziere in die Übung eingebunden. Das Besondere am „Tiger Meet“ ist, dass es eine Übung von Staffeln für Staffeln der NATO Tiger Association (NTA) darstellt. Höhere Kommandoebenen werden dabei bewusst ausgespart, damit die Militärpiloten den maximalen Trainingsoutput erreichen.

Damit eine Fliegerstaffel Mitglied dieser Gemeinschaft werden kann, muss sie zunächst im Staffelabzeichen eine Raubkatze haben. Dabei handelt es sich nicht zwangsläufig um einen Tiger. Des Weiteren muss sich die Staffel als würdig erweisen, indem sie „Tiger-Spirit“ zeigt. Dies tut sie, indem sie z. B. ein Luftfahrzeug mit einem speziellen Tigermuster bemalt oder sich an gemeinsamen Aktivitäten beteiligt. Die Düsentrainerstaffel ist seit 2013 vollwertiges Mitglied der NTA. Diese Mitgliedschaft ist nicht selbstverständlich. Etliche Staffeln wurden bereits aus der NTA verbannt.

Im Jahr 2014 fand das „Tiger Meet“ in Schleswig, Norddeutschland statt. Es nahmen 16 Tiger-Staffeln aus elf Nationen teil. Diese brachten die unterschiedlichsten Luftfahrzeugtypen mit. Angefangen von Jets wie F-16 „Fighting Falcon“, „Rafale“, Eurofighter „Typhoon“, Saab 105 bis hin zu Hubschraubern wie HM Mk 1 „Merlin“ etc. Gastgeber dieser Übung, die eine der größten fliegerischen Übungen Europas darstellt, war die erste Staffel des taktischen Luftwaffengeschwaders 51 „Immelmann“. Insgesamt wurden 735 Sorties (Flugbewegungen eines Luftfahrzeuges) geplant, von denen auch 617 tatsächlich durchgeführt wurden. Eine großartige Leistung für eine zweiwöchige Übung.

Im Jahr 2015 wird das „Tiger Meet“ in Konya (Türkei) stattfinden. Sowohl der Termin Anfang Mai als auch der Austragungsort wurden bereits bestätigt. Die Militärpiloten der Saab 105OE hoffen, auch im Jahr 2015 an der für die Staffel so wichtigen Übung teilnehmen zu können. Die Erkenntnisse im internationalen Umfeld zeigen einerseits die hohe Qualität der österreichischen Militärpilotenausbildung, andererseits liefern die Übungen Erfahrungen, die in Österreich aufgrund des Luftraumes schlichtweg nicht möglich wären.

Schießverlegung Decimomannu/Italien

Erstmalig wurde 2014 eine Eurofighter-Schießverlegung nach Decimomannu auf Sardinien durchgeführt. Die Verlegung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Italian Air Force sowie dem Taktischen Ausbildungskommando der Luftwaffe Italien der Deutschen Bundeswehr.
Das Taktische Ausbildungskommando der Luftwaffe Italien ist ein Verband, der als Gast der italienischen Luftwaffe am Standort Decimomannu auf der Mittelmeerinsel Sardinien stationiert ist. Es bietet den Kommanden der deutschen fliegenden Verbände Aufnahme und Unterstützung, wenn diese vor Ort den Luft-Luft- beziehungsweise Luft-Boden-Kampf üben und gewährleistet damit einen möglichst reibungslosen Ablauf des Ausbildungsflugbetriebes dieser Geschwaderkommanden.

Der Auftrag des Taktischen Ausbildungskommandos der Luftwaffe in Italien ist es, die Geschwaderkommandos für die taktische Verbandsausbildung mit den verschiedenen Waffensystemen sowie Kommanden alliierter und befreundeter Streitkräfte aufzunehmen und zu unterstützen. Das Taktische Ausbildungskommando der Luftwaffe Italien unterstützte auch alle logistischen Maßnahmen im Zuge der Verlegung des österreichischen Kontingentes. Das österreichische Kontingent setzte sich hauptsächlich aus Teilen Kommando Luftraumüberwachung, Fliegerwerft 2, Überwachungsgeschwader und Radarbataillon zusammen. Zur Unterstützung wurden Elemente vom Führungsunterstützungszentrum, Kommando Einsatzunterstützung, Kommando Luftunterstützung und Materialstab Luft in das Kontingent integriert.

Bei der Verlegung wurde das Scharfschießen mit der Bordkanone auf Flugziele trainiert. Nachdem ein Luft-Luft-Schießen in Österreich derzeit aus sicherheitstechnischen Gründen nicht durchgeführt werden kann, dient die Übung in Decimomannu zum Anlernen und Üben der Handhabung des Waffensystems durch die Militärpiloten und Techniker. Sie stellt so die Basis für einen Einsatz zur glaubwürdigen Erhaltung der österreichischen Souveränität im Bedrohungsfall dar. Ein wesentlicher Nebeneffekt ist dabei der Erfahrungsgewinn der Militärpiloten im Hinblick auf die Erfordernisse für einen Flugbetrieb mit Eurofightern außerhalb Österreichs und das gemeinsame Üben mit anderen Nationen. Gemeinsam mit dem österreichischen Kontingent befand sich das Taktische Luftwaffengeschwader 74 (TaktLwG74) vor Ort. Das TaktLwG74, bis 30. September 2013 Jagdgeschwader 74, ist eines der drei Eurofighter-Geschwader der deutschen Luftwaffe. Es ist das zweite Geschwader der Bundeswehr, das die Mehrzweckkampfflugzeuge Eurofighter „Typhoon“ als neues Flugzeugmuster erhalten hat. Das Geschwader ist in Neuburg an der Donau stationiert und stellt die Alarmrotte für den süddeutschen Raum. Als Ausweichplatz untersteht dem Geschwader der Fliegerhorst Lechfeld (Landkreis Augsburg/Bayern).

Gegliedert ist das Geschwader in die Fliegende und die Technische Gruppe. Die Fliegende Gruppe umfasst zwei Jagdstaffeln und die Flugbetriebsstaffel, die Technische Gruppe setzt sich aus der Instandsetzungs- und Elektronikstaffel, der Wartungs- und Waffenstaffel und der Nachschub- und Transportstaffel zusammen. Das TaktLwG74 ist dem Kommando Einsatzverbände Luftwaffe unterstellt. Geführt wird der Verband durch den Kommodore Oberst Frank Gräfe. Als Partnerverband des ÜbwGschw bot das gemeinsame Training mit dem TaktLwG74 die Möglichkeit eines wertvollen Erfahrungsaustausches sowohl auf flugbetrieblicher Ebene als auch im technischen Bereich. Nach der Verlegung des Vorkommandos zur Herstellung der Betriebsbereitschaft auf der Airbase erfolgte in der zweiten Woche der Transport des Hauptkontingentes. Durch die C-130 „Hercules“ wurden in zwei Lifts 73 Personen vom Militärflugplatz Zeltweg nach Decimomannu geflogen, um das Luft-Luft-Schießen (air to air gunnery) gemeinsam mit dem Taktischen Luftwaffengeschwader 74 durchzuführen. Das Kommando Luftunterstützung aus Linz/Hörsching war für den Lufttransport federführend. Die Transportflüge wurden durch die Lufttransportstaffel mittels C-130 „Hercules“ durchgeführt. In Decimomannu erfolgte die Abfertigung von Fracht und Passagieren durch die Italienische Luftwaffe.

Durch die Vorarbeit des Vorkommandos konnte in vielen Bereichen bereits am selben Tag die Arbeitsbereitschaft vollständig hergestellt werden. In den folgenden Tagen erfolgte noch die gesamte Übernahme der zivilen Mietkraftfahrzeuge zur Sicherstellung der Mobilität auf der großen Airbase der Italienischen Luftstreitkräfte, die vollständige Einrichtung der „Flightline“ und der Fliegertechnik durch das technische Personal der Fliegerwerft 2 und die Aktivierung des Squadron Operation Centre (SQOC) für den Flugbetrieb. Zusätzlich erfolgte die Sicherstellung der Zusammenarbeit mit der in Decimomannu zuständigen Militärflugleitung, bestehend aus deutschen und italienischen Militärflugcontrollern (military flight controller) und den zuständigen Flugsicherheitsoffizieren (flight safety officers).

Mitte der zweiten Woche verlegten fünf Eurofighter von Zeltweg nach Decimomannu. Empfangen wurden die Eurofighter-Piloten durch den Kontingentskommandanten des österreichischen Kontingentes, Oberst Doro Kowatsch, und dem Kommandoführer des TaktLwG74, Oberstleutnant Dirk Baier. Danach ging es für die Militärpiloten bereits in die Planungsphase für das Luft-Luft-Schießen. Die Technik brachte noch am selben Tag alle fünf Maschinen auf Klarstand, so dass die Durchführung der geplanten Sorties ab dem ersten Tag sichergestellt war.

„Slow Mover Protection II“

Vom 13. bis 17. Oktober 2014 fand am Militärflugplatz Hinterstoisser in Zeltweg die Übung „Slow Mover Protection II“ der österreichischen Luftstreitkräfte statt. Dabei wurde ein internationales Übungsszenario zum Schutz eines Transportluftfahrzeuges durch die Einsatzmittel der Luftstreitkräfte in allen Höhen- und Geschwindigkeitsbereichen geübt.

Übungsablauf

Nach dem Erhalt des Auftrages durch den Übungsleiter arbeiteten die Teilnehmer der verschiedenen Übungsphasen ein entsprechendes Planungsverfahren zur Durchführung der Übungsszenarien aus. Ein Teil des Übungsablaufes war es, einen Abwurf von Hilfsgütern durch eine C-130 „Hercules“-Transportmaschine zu simulieren. Eine entsprechende Bedrohungslage während der Übungsphase machte es notwendig, verschiedenste Luftfahrzeuge zum Schutz der Transportmaschine einzusetzen, um den Auftrag - den Abwurf von Hilfsgütern - zur richtigen Zeit und am richtigen Ort sicherzustellen. Zum Einsatz kamen dabei vier Eurofighter und vier Saab 105OE.

In den einzelnen Steigerungsphasen wurden auch taktische An- und Abflugverfahren geübt, die notwendig sind, um Eurofighter und Saab 105OE im Falle einer Bedrohung durch Waffen auf dem Boden in kürzest möglicher Zeit zu landen beziehungsweise sich durch spezielle Flugmanöver einer Bekämpfung durch Fliegerabwehrwaffen zu entziehen. Bei einem üblichen Landeanflug ohne Bedrohung fliegt der Militärpilot den Flugplatz mit einer Geschwindigkeit von etwa 200 Knoten an. Der Landeanflug dauert dann ungefähr drei Minuten. Bei einem taktischen Landeanflug hält der Pilot eine Anfluggeschwindigkeit von 450 Knoten und bringt das Flugzeug in der halben Zeit zur Landung. Das verkürzt die Gefährdung durch Fliegerabwehrwaffen auf dem Boden.

Resümee

Das Ziel dieser Übungswoche war, die einzelnen Elemente der Luftstreitkräfte zum Zusammenwirken zu bringen, um bei Bedarf die gewonnenen Erfahrungen bei entsprechenden Einsätzen zu nützen und so den erhaltenen Auftrag bestmöglich erfüllen zu können. Die Übung „Slow Mover Protection II“ diente der weiteren Verbesserung der Fähigkeiten der österreichischen Luftstreitkräfte, der Standardisierung von Verfahren und der Interoperabilität und war aufgrund der erreichten Ziele ein Erfolg.

Hauptmann Mag. (FH) Andreas Zitzmann ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim Überwachungsgeschwader.

Hauptmann Dipl.-Ing. Stefan Auer, BSc ist Einsatzpilot der Saab 105OE.

Oberst Gottfried Nöhrer, MBA ist Einsatzoffizier in die Einsatz- und Operationszentrale des Überwachungsgeschwader.


TD-Heft 01/2015


Kommentar: Kommandant ÜbwGschw

 

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